„Wer klingelt jetzt schon wieder an der Pfarrhaustür?“
An jenem Abend hab ich ihn ganz schön angeknurrt: Was ihm denn einfalle, mich schon wieder herauszuklingeln und überhaupt!
Natürlich gab ich ihm Geld und natürlich war ich dann gar nicht froh über die Begegnung. Ich wollte allen Menschen auf Augenhöhe begegnen. Doch es wurden immer mehr, die durch persönliche Not zum Betteln an der Pfarrhaustür gezwungen waren. Woher die Zeit nehmen, um allen zuzuhören und ihnen weiter zu helfen?
Wenn es klingelte, spürte ich die Überforderung: ‚Eigentlich hätte ich jetzt anderes zu tun.‘ Doch wenn ich nachdachte: Nur zuhören und Geld geben, schafft ja auch keine Beziehung auf Augenhöhe; und die wöchentliche 5-Franken Ausgabe während der Bürozeit auch nicht.
Zum Glück fand ich Menschen, die auch ein Herz für Menschen in Not hatten und noch heute haben. Mit ihnen entstand die Idee, wöchentlich 2 Stunden Arbeit zu ermöglichen. Diese Menschen sollten erleben, dass sie zu uns gehören und dass sie für uns Bedeutung haben.
Da sie durch Arbeit etwas für uns taten, waren die 30 Franken, die wir ihnen schenkten, nicht von oben herab, sondern ein Danke und eine Anerkennung.
Was vor 10 Jahren mit 4-5 Menschen begann ist heute die Pfarreiwerkstatt achzg52 mit über 150 Mitarbeitenden — dank vielen Freunden der Werkstatt. Es klingelt immer noch an der Pfarrhaustür. Aber jetzt kann ich ihnen mit gutem Gewissen einen Platz in der Werkstatt anbieten! — Pfarrer Martin Piller —