Letzte Woche habe ich für unsere Pfarreiwerkstatt gearbeitet. Mit sieben anderen Seebachern war ich im zweiten Stock unseres Kirchenturms und habe Kerzen recycelt. Fünf Rappen erhält die Werkstatt von der Kirche dafür pro Kerze, da diese sonst ja auch gekauft werden müssten.
Nach zwei Stunden erhält jeder Mitarbeiter 30 Franken. An produktiven Tagen schaffen wir die nötigen 600 Kerzen pro Person, an anderen Tagen nicht. Die 30 Franken bekommt aber jeder – so oder so…
Das Kerzenrecycling ist eine von vielen Arbeiten, die wir zwei Mal in der Woche in der Pfarreiwerkstatt erledigen. Seit 10 Jahren ist sie nun gewachsen, unsere Werkstatt. Was mit ganz wenigen Mitarbeitern begann, ist in der Zwischenzeit zu einem Ort der Begegnung und des gemeinsamen Lernens und Arbeitens geworden für etwa 150 Frauen und Männer aus Seebach, die in unterschiedlicher Regelmässigkeit mitarbeiten.
Unsere Teamleiter sind kreativ: Holz spalten, verkaufen und liefern gehört ebenso dazu wie Rasen mähen, andere Gartenarbeiten sowie der monatliche Gratismittagstisch oder unsere Kunst- und Nähateliers.
Für die meisten sind die 30 Franken sehr wichtig, die wir am Schluss der Arbeit jedem geben. Es gibt wohl keine mitarbeitende Person, bei der das Geld die Hauptmotivation ist. Viel mehr ist die Gewissheit, an diesem Morgen gebraucht zu werden und als ein Mensch auf gleicher Augenhöhe behandelt zu werden, der Grund für das wöchentliche Wiederkommen.
Ich freue mich schon auf die nächste Woche.